Warum wir nicht Bio, aber logisch sind…
Wir leben auf unserem kleinen Bauernhof mit Kühen, Hühnern, Pferden, Schweinen, Pfauen, Tauben und Schildkröten.
Ich bin grundsätzlich Fan von der „nur verbrauchen, was auch nachwächst“ Theorie. Allerdings bin ich mir bewusst, dass es sich eben um eine Theorie handelt und jedes Plastikteil diese zum Wanken bringt. Aber gerade durch unsere Söhne finde ich die Idee eine etwas gesündere Natur an die nächste Generation zu übergeben gut und wichtig.
Bei unseren Tieren ist jedes einzelne ein wertvolles Lebewesen. Eine Seele, die als solche Bedürfnisse und Gefühle hat. Auch wenn bei manchen nach dem Bedürfnis nach Futter gaaanz lange nichts zu kommen scheint 😉
Wir haben uns ausgiebig über die Umstellung auf „Bio“ schlau gemacht. Es wäre in unserem Fall mit einem riesigen Aufwand für Dokumentationen, Formulare, Nachweise und -in unseren Augen- sehr laschen Tierwohlregelungen verbunden. Dazu kommen Kosten, die wir nicht als Einnahmen wieder gut machen könnten. Unsere beiden Metzger sind direkt im Ort oder 20 Autominuten entfernt. Hier wird direkt vor Ort geschlachtet. Kein Weitertransport, keine quälenden Wartezeiten und guter Umgang mit dem Tier. Beide haben kein Biozertifikat und das Tier würde, sobald es im Kühlhaus ist, seinen Biostatus verlieren. Dasselbe gilt für unser Mineralfutter und Pferdemüsli. Wir produzieren 99% unseres Tierfutters auf unseren eigenen Flächen. Allerdings haben wir selenarme Böden, wodurch wir z.B. dieses Mineral zufüttern müssen. Wenn wir bei unserem Futterlieferanten nun Biofutter bestellen würden, hätte der verschlossene Biosack durch den Transport durch einen nicht Bio zertifizierten Menschen auch keinen Biostatus mehr. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich finde Bio gut! Nur die Umsetzung ist für uns nicht sinnvoll. Aber neben dem beschriebenen Aufwand ist auch die Logik für uns fraglich. Bei Biohühnern lautet die Vorschrift auf einem qm 6 Hühner halten zu dürfen.
Ein Huhn hätte also knapp 17 Quadratzentimeter, ca. eine DIN-A-5 Seite !!!
Das ist für uns keine Überlegung wert und auch die Gruppengröße bis 3000 Tiere ist für ein Herden- und Rangordnungsliebendes Tier purer Stress, gerade auf so engem Raum.
Wir nutzen neben dem tierisch „produziertem“ Dünger auch gekauften, allerdings nur wenn wirklich sinnvoll und nötig. Hier kommt die Logik auch ins Spiel. Nach jahrelanger Ausbeutung der natürlichen Ressourchen einer Wiese, kann man sie mit viel Dünger höchstens eine Zeit lang aufrecht erhalten. Irgendwann sind die Kleinstlebewesen aber nicht mehr vorhanden und die eigene Erholung der Fläche zerstört. Dazu kommt schlichtweg der Kostenfaktor, denn dieser Teufelskreis kostet unmengen an Geld. Was logisch ist, ist eine klimaangepasste Bewirtschaftung. Denn ohne Regen kann der Dünger gar nicht von den Pflanzen aufgenommen werden. Kommt dann ein Unwetter wird er abgespült und landet im Grundwasser. Darum ist die Förderung von tiefwurzelnden Pflanzen neben dem grundsätzlichen Klimaschutz in meinen Augen die logische Alternative.
Aber das soll nun wirklich kein erhobener Zeigefinger, kein alle anderen sind böse werden. Im Gegenteil: Wir haben große Baustellen, so wird das Winterquartier der Kühe nun endlich von Innenauslauf auf Außenauslauf umgestellt. Für unsere Schweine haben wir außer einem Spiel-, Rauhfutter-, Streichel- und Platzangebot noch keinen Außenbereich. Hier kommt das noch gültige Schweinepestgesetz dazwischen und wir müssten ein „Anniesen“ o.ä. durch Wildschweine verhindern. Direkt am Wald eigentlich nur durch eine Mauer machbar… bzw. eigentlich dadurch auch schon wieder nicht. Aber immer in kleinen Schritten vorwärts und wir freuen uns über angeregte Unterhaltungen, Ideen und Rückfragen.
Viele Grüße vom Zeltnerhof
Martina Zeltner mit allen Zwei- und Vierbeinern